Dortmunder Dialoggeschichte

 

Daten aus der Geschichte des Interreligiösen Dialogs in Dortmund seit dem 2. Weltkrieg

 

Eine ausführliche Darstellung bei Friedrich Stiller, Wir bitten um Geduld, wenn wir auf dem Weg zueinander nur langsam vorankommen - Der interreligiöse Dialog in Dortmund seit 1945, in : Katalog zur Ausstellung Religionspluralismus im Ruhrgebiet als Folge der Migration. Hoesch Museum Dortmund 2019

 

Vorgeschichte

1945 August Wiedergründung einer jüdischen Gemeinde durch Überlebende des Holocausts. 1956 Gründung des heutigen Gemeindezentrums an der Prinz- Friedrich- Karl- Str.

 

24.06.1954 Gründung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Dortmund als zweite Gesellschaft in Westfalen. Aussöhnungsprojekt. Seitdem regelmäßig Bildungsangebote und pädagogische Projekte.

 

1961,1963, 1965 Anwerbung von Arbeitnehmern aus der Türkei, Marokko und Tunesien. Die überwiegende Anzahl dieser Menschen ist muslimischen Glaubens.

 

1966 Gründung des ersten Moscheevereins – heute DITIB-Zentral-Moschee, Kielstraße

 

seit 1969 (bis 80er Jahre) Arbeitskreis Religion und Weltanschauung:

Seminare und Diskussionsveranstaltungen mit Muslimen in der Rheinisch-Westfälischen Auslandsgesellschaft und der Carl-Duisberg-Gesellschaft.

 

18.04.1970 Erste christlich-islamische Gebetsandacht in Deutschland mit dem Titel „Wir wollen Brüder sein“ in der evangelischen Stadtkirche St. Reinoldi

 

1977 Erste Trialogtagung von Juden, Christen und Muslimen der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

 

Neuere Dialoggeschichte

1993 Brandanschlag in Solingen auf ein von türkischen Familien bewohntes Haus. Fünf Menschen sterben. Als Reaktion darauf entstehen neue Aktivitäten für Dialog und Begegnung in Dortmund, insbesondere zwischen Christen und Muslimen.

 

seit 1993 Aus einem spontan gegründeten Antirassismusforum Dortmund geht bald darauf das Islam-Seminar hervor. Beteiligt sind bis heute evangelische und katholische Christen und Muslime einiger Moscheevereine.

 

1993 - 2000 Arbeitskreis Kirche und Moschee, vor allem getragen von evang. und kath. Kirchengemeinden und Moscheevereinen  im Dortmunder Norden.

 

seit 1996 Interreligiöses Gebet, getragen von Ehrenamtlichen Mitgliedern der abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum, Islam, seit 1999 auch von der Bahai-Gemeinde.

 

1997 Die Leitungen der Evangelischen und der Katholischen Stadtkirche veröffentlichen die Erklärung „Für ein friedliches Zusammenleben in Dortmund“ anlässlich eines Streits zum lautsprecherverstärkten Gebetsruf (Ezan) einer muslimischen Gemeinde im Stadtteil Eving.

Beginn der Dialogarbeit des Kirchenkreises und der Stadtkirche

 

1998 Gründung der Dortmunder Kontaktgruppe der Kirchen mit den Moscheevereinen gemeinsam mit einem gewählten Sprechergremium vieler Moscheevereine im Gefolge der Erklärung von 1997.

 

2001 Die Erklärung "Aufruf zum Gebet für den Frieden" der Kontaktgruppe zum Anschlag vom 11. September wird veröffentlicht. 

 

2002  04.03. Präsentation des ersten Dortmunder Moscheeverzeichnisses "Moscheen in Dortmund" im Rathaus, herausgegeben von der Kontaktgruppe mit Islamseminar und AK Kirche und Moschee, unterstützt vom Ausländerbeirat und der Stadt. Es informiert über 22 Moscheeereine und enthält die erste kurze Geschichte des Islam in Dortmund und des Dialogs.

 

seit 2003 Der Runde Tisch Grimmelsiepen wird gebildet anlässlich der Auseinandersetzungen um den geplanten Moscheebau "Am Grimmelsiepen" in Hörde. Am Runden Tisch treffen sich mit dem Bauherrn vom Moscheeverein in der Hermannstraße  Evang. und Kath. Kirche, Vertreter verschiedener Parteien und nicht zuletzt engagierte Bürger/innen. Sie setzen sich währrend der gesamten Bauzeit ein für Verständigung und gute Nachbarschaft.

 

2003 Die "Kontaktgruppe" initiiert die Beteiligung Dortmunds an der Landesinitiative „Integration mit aufrechtem Gang“. Es bildet sich ein breiter Trägerkreis unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen, der in Kooperation mit der Stadt Dortmund 2006, 2008 und 2009  drei Integrationskonferenzen im Dortmunder Rathaus durchführt. Außerdem

werden Bürgerarbeitskreise und das "Bürgerforum Integration", später Strassenaktionen zur Interkulturellen Woche organisiert.

 

2006 Ein Arbeistkries "Religion und Integration" wird im Rahmen des Prozesses "Integration mit aufrechten Gang" gegründet. Erstmaliges Zusammenwirken der offiziellen Dialogvertreter vier Religionsgemeisnchaften. Vorläufer des heutgen Dialigkreises.

 

2006 „Anstoß zum Dialog“: Erstes Fußballspiel evangelischer Pfarrer gegen Imane in Westdeutschland mit einem jüdischen Schiedsrichter im Stadion Rote Erde. Seit 2008 zum bundesweit einmaligen "Fußballturnier der Religionen" erweitert mit Jugend- und Herrenmannschaften der drei Religionen. 2011 DFB- Integrationspreis und Preis der PAX- Bank Köln.

 

2007 Gründung des Rates der Muslime durch Moscheevereine mit Unterstützung der Stadt Dortmund

 

2009 Der Gazakrieg bedroht die interreligiöse Zusammenarbeit. Ausführliche Aussparche der akteure mndet in die geneisae erklärung "Der Dialog ist nötiger denn je". Fprtstzung der Zusamemnarbeit.

 

2011 - 2013 Auf Vorschlag des Oberbrügermeisters und gesponsort von der Sparkasse organisiert der Dialogkreis interreligöse Begegnungsabende in Dortmunder Stadtbezirken, zum Beispiel gemeinsam mit Schulen, der Handwerkskammer oder einem örtlichen Geschichtsverein, immer unter Beteiligung der örtlichen Gemeinden. Aufhänger ist ein Lichtkunstwerk eines Dortmunder Künstlers, das sog. Friedenslicht der Religionen.

 

2012 Umbennenung des Arbeitskreises in Dialogkreis der Abrahamsreligionen. Sein besonderes Merkmal gegenüber anderen Dialoginitiativen in der Stadt ist, dass hier die offiziellen Dialogbeauftragten der lokalen Religionsgemeinschaften - Kirchen, Moscheevereien und Kultusgemeinde- zusammenarbeiten. Perspektivisch soll ein Rat der Religionen entstehen. 

 

2014 Die Jüdische Kultusgemeinde lädt erstmals zu einer öffentlichen Chanukka- Feier auf der Kulturinsel in Hörde ein. Vertreter der Kirchen und der Muslime werden seitdem durch Anzünden einer Kerze des Chanukka- Leuchters beteiligt.

 

Seit 2016

2016 Der Dialogkreis nimmt auf Einladung des Oberbürgermeisters am neuen Toleranzfest der Stadt DORTBUNT statt und eröffnet es seitdem mit einem Interreligiösen Friedensgebet. Zusätzlich mehrfach Bühnenprogramme und "Zelt der Begegnung", in dem die Ausstellung "Dortmund Interreligiös" gezeigt wird. Jedes Jahr Besuche des Oberbürgermeisters, 2018 zusätzlich durch die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth. 2018/2019 wird die "Kochshow" der Religionen aufgeführt, um auf lockere Weise die Speiseregeln der Religionen zu erklären.

 

2018 Gründung eines Runden Tisches Moscheebeubauten im Stadtteil Eving- Lindenhorst auf Vorschlag der beiden Kirchen, nachdem dort zwei Moscheevereine nah beieinander Moscheebauten mit Kuppel und Minarett erreichten wollen und sich die Bezirksvertretung anfangs dagegen ausspricht. Unter Leitung der Moderatoren Pfr. Stiller und Pfr. Schocke entsteht nach und nach ein vertrauensvolles Miteinander der Stadtteilakteure. 

 

2018 Dezember Nach antisemitischen Anschlägen kommt es zurAbsage öffentlicher Chanukka- Feiern in Nachbarstädten. Der Vorsitzende des Rates der Muslime  bietet daraufhin der jüdischen Kultusgemeinde den Schutz der Feier durch die Moscheevereien an. Die Kultusgemeinde bedankt sich, sieht sich aber in der Lage die Sicherheit selbst zu garantieren. Die Feier findet anschl. ungestört statt, Vertreter der Muslime sind zugegen.

 

2019 Der Rat der Muslimischen Gemeidnen lädt erstmals zu einem gemeinsamen Iftar (Fastenbrechen) ein unter Mitwirkung des Integrationsrates der Stadt. Christen und Juden schicken hochrangige Religionsvertreter.

 

2019 Der Dialogkreis beteilgit sich am 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund. Am Abend der Begegnung  wird die Aktion "Kosher / Halal Einkaufen" mit großer Publikumsbeteiligung durchgeführt. Auf Initiatve des Dialogkreises vergibt der DEKT erstmals Stipendien für junge Muslime.

 

2019 Aufgrund der Pandemie mit dem Coronnavirus veröffenticht der Dialogkreis einen Aufruf "Das Virus kennt keine Grenzen - Unsere Gebete auch nicht" und wirbt für eine gemeinsame Aktion "Licht der Hoffnung". Dazu erstellen die Mitglieder erstmals einen Videoclip zum Aufruf.